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Alle mal herhören!


Für die meisten von uns ist Hören selbstverständlich. Und doch ist jeder fünfte Deutsche von einer Hörbehinderung betroffen. Um in öffentlichen Gebäuden alle Anwesenden zu erreichen, ist deshalb das Verlegen induktiver Höranlagen geboten.

Eine induktive Höranlage – auch Induktionsschleife genannt – ist eine technische Einrichtung, mit der Musik oder Redebeiträge in Veranstaltungsräumen für schwerhörige Personen zugänglich gemacht werden können. Hierzu werden die Audiosignale in elektrische Signale umgewandelt und diese über eine im Raum ausgelegte Induktionsschleife ausgesendet. Mit Hörgeräten, die eine eingebaute Empfangsspule haben, können diese Tonsignale störungsfrei empfangen und verstärkt werden.

 

Quelle: www.ampetronic.com
Quelle: www.ampetronic.com

Integration in den Fußboden

 

Die Induktionsschleife wird als Kupferband oder auch Kabel in eine Ausgleichsschicht aus selbstverlaufender, rissüberbrückender Spachtelmasse eingelegt und ist somit vor mechanischer Beanspruchung (Gehen oder Rollen auf dem Fußboden) geschützt. Darüber wird ein elastischer oder textiler Bodenbelag verlegt.

Alternativ wird ein so genanntes Flachband als Induktionsschleife auf der Spachtelmasse aufgebracht. Darauf können Bodenbeläge aufgelegt werden, deren Fixierung jederzeit einfach zu lösen ist. Dies ermöglicht einen unkomplizierten Wechsel des Bodenbelages – z. B. wegen Abnutzung oder eines erwünschten Designwechsels – ohne dabei die Hörschleife in Mitleidenschaft zu ziehen. Zudem kann die Hörschleife jederzeit gewartet und überprüft werden.

 

Elektrische Spannung als Hörsignal

Die Induktionsschleife wird um den zu versorgenden Raum herum, etwa entlang der Innenwände, verlegt und mit dem Verstärkergerät verbunden. Ist der Raum breiter als sechs Meter oder gibt es Stahlarmierungen, sind in der Regel spezielle Verlegungsformen sinnvoll (z. B. Acht, Doppelacht oder Kleeblatt). Im Betrieb wird von dieser Kabelschleife ein magnetisches Wechselfeld ausgesandt, das in der Empfangsspule des Hörgeräts durch elektromagnetische Induktion eine elektrische Spannung erzeugt, deren Verlauf dem des Audiosignals gleicht.

Im Hörgerät wird die Spannung durch den Audioverstärker verstärkt, dem individuellen Hörverlust angepasst und über den Ohrhörer an das Trommelfell des Trägers geleitet. Da das im Hörgerät eingebaute Mikrofon bei induktivem Hören ausgeschaltet ist, sind alle Nebengeräusche (Raumhall, Publikumsgeräusche etc.) ausgeblendet. Der Hörgeräteträger hört klar und störungsfrei nur das Nutzsignal.

 

Gute Wahl für öffentliche Gebäude

Induktive Höranlagen finden vor allem in öffentlichen Gebäuden und Veranstaltungsräumen wie z. B. Kirchen, Kinos, Theatern und Vortragssälen Anwendung. Wird in einem öffentlichen Gebäude eine Lautsprecheranlage installiert, muss laut Bundesbaurichtlinie auch eine Höranlage eingebaut werden – allerdings nur, wenn dies aufgrund der Bodenbeschaffenheit und Gegebenheiten möglich ist.

Mit einer induktiven Höranlage ausgestattete Örtlichkeiten werden oft im Eingangsbereich über ein Hinweisschild in Form eines blauen oder gelben Quadrates mit einem stilisierten Ohr und dem Buchstaben „T“ ausgewiesen. Zu bevorzugen ist dabei immer eine induktive Höranlage. Sie ist die einzige Höranlagentechnik, die mindestens 85 % aller Hörgeräteträger erreichen kann. Zudem ist sie die einzige Höranlagentechnik, die für Hörgeräteträger keine zusätzlichen Kosten verursacht, da alle Kassen-Hörgeräte eine T-Spule besitzen. Diese muss lediglich vom Hörgeräteakustiker kostenlos aktiviert, d. h. elektronisch freigeschaltet werden.

 

Jeder fünfte Deutsche hört schlecht

Übrigens: Schwerhörige Menschen sind die mit Abstand größte Behindertengruppe. In Deutschland sind rund 20 % der Bevölkerung von einer Hörbehinderung betroffen, die Hälfte davon ist unter 70 Jahre alt. Der Anteil der Menschen mit Hörschädigung steigt ständig, z. B. verdoppelt sich die Jugendschwerhörigkeit ca. alle sieben Jahre.

Und noch einen Aspekt gibt es, der Induktionsschleifen in Zukunft noch weiter verbreiten könnte. In Zeiten von Social Distancing und möglicher Ansteckungsgefahr können die Schleifen eine distanzierte Kommunikation ermöglichen; sei es bei persönlichen Beratungsdienstleistungen (z. B. in einer Bank) oder auch, um mehrere Personen in einem Raum zu verteilen, ohne dabei die „akustische Nähe“ untereinander zu verlieren.

 

Konzertsaal - Wohnstift am Tiergarten
Konzertsaal – Wohnstift am Tiergarten

 

Kapelle - Wohnstift am Tiergarten
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