News
Nicht kalt erwischen lassen
Wenn die Temperaturen sinken, hat das grundlegende Auswirkungen auf die tägliche Arbeit auf der Baustelle: Zahlreiche Kunstharze reagieren nämlich ziemlich empfindlich gegenüber kalten Witterungsbedingungen.
Härte kann dauern
Produkte auf Basis von Reaktionsharzen sind in der chemischen und physikalischen Härtung unter anderem abhängig von der Luft-, Boden- und Materialtemperatur. Dies kann zu unerwünschten Nebenerscheinungen führen, wenn vor oder während der Verarbeitung kühle bis kalte Temperaturen herrschen. Häufig kommt es zu längeren Härtungs- und Reaktionszeiten. Daraus folgen wiederum längere Wartezeiten, bis die Flächen überarbeitet werden können.
Tiefe Temperaturen können zu geringeren Festigkeiten bei der Inbetriebnahme von Sanierungs-Flächen führen und sogar eine unvollständige Vernetzung von zwei- oder mehrkomponentigen Produkten nach sich ziehen. Carbamatbildung (weißes Anlaufen) und Feuchtigkeitsschäden durch das Erreichen von Taupunkttemperaturen können die Folge sein. Weiterhin erhöhen sich aufgrund der höheren Viskosität auch die Verbrauchswerte der eingesetzten Materialien.
Heiße Tipps bei Kälte
Grundsätzlich werden Kunststoffe im Herbst und im Winter in zulässigen Temperaturbereichen verarbeitet. Es sollten allerdings spezielle Parameter berücksichtigt werden:
- Die im technischen Merkblatt angegebenen Zeiten für die Begehbarkeit oder auch volle Belastbarkeit verlängern sich deutlich. In aller Regel kann fast mit einer Verdoppelung dieser Zeiten gerechnet werden.
- Wenn Epoxidharze verarbeitet werden, muss auf eine Verlängerung der Zeiten für die Bildung von Carbamat geachtet werden. Carbamat ist eine Reaktion zwischen B-Komponente EP und Luftfeuchtigkeit. Das Produkt kann dabei sogar komplett zerstört werden.
- Bedingt durch niedrigere Temperaturen ist der Verlauf der Beschichtung schlechter, zudem kann Quarzsand schlechter aufgenommen werden. Dadurch kann u. U. die Schichtdicke nicht mehr erreicht werden.
Als Alternative können schnell- und tieftemperaturhärtende Reaktionsharze verwendet werden, die jedoch deutlich teurer in der Beschaffung sind. Vor- und Nachteile eingesetzter Materialien sowie Arbeitsweisen müssen deshalb sorgsam abgewogen und gegebenenfalls tagesaktuell auf die Witterungsbedingungen angepasst werden.
Kühlen Kopf bewahren
In jedem Fall erfordert Kälte viel Erfahrung bei der Baustellenplanung und der Disposition. Die Baustellenanlieferung muss rechtzeitig in die Wege geleitet werden, damit bis Arbeitsbeginn nicht nur Luft und Grund in den zu beschichtenden Räumlichkeiten temperiert werden können, sondern auch das einzusetzende Material die erforderliche Verarbeitungs-Temperatur erreicht.
Beim Heizen ist wiederum zu beachten, dass Gebläse-Heizungen bei wässrigen Produkten schnell mal zu einer Abtrocknung des Wasserfilms an der Oberfläche und somit zu Hautbildung führen. Zudem sollten keine Gasheizungen oder Heizgebläse eingesetzt werden, die direkt im Gebäude verbrennen, da diese zu Taupunktverlagerungen führen können.
Bei Frost müssen empfindliche Produkte wie wässrige EP-Beschichtungen oder PUR-Versiegelungen aus technischen Gründen mit einem Thermotransport transportiert werden. Darauf erheben die Lieferanten in der Regel einen Frachtzuschlag. Zudem ist im Winter noch etwas sehr Naheliegendes zu beachten: Bei Schnee und Eis kann ein Logistik-Lkw schon mal ein wenig länger unterwegs sein. Deshalb heißt es, wenn’s kalt wird – weitsichtig planen und einen kühlen Kopf bewahren.