Sinne des Wortes
„grundlegender“ Baustoff.
Unterkonstruktionen
Estrich ist ein im wahrsten Sinne des Wortes „grundlegender“ Baustoff.
Er kommt fast überall im Bauwesen zum Einsatz: neben dem klassischen Wohnbereich auch in der Industrie, in Büroräumen, Lager- sowie Montage und Fabrikationshallen, in Werkstätten und Tiefgaragen, auf Balkonen oder Dachterrassen. Als Füll- und Ausgleichsstoff auf dem rohen Boden bildet die Substanz eine Schicht, die je nach Einsatzort unterschiedlichen Anforderungen und Beanspruchungen gerecht werden muss. Estrich erfüllt die Aufgabe, mögliche Unebenheiten auszugleichen. Zudem verteilt er gleichmäßig die Last, die auf einen Boden wirkt. Aufbau und Ausführung der Fußbodenkonstruktion unterscheidet sich je nachdem, ob beispielsweise eine Geschossdecke, ein Ausbau im Dach oder eine Wohnfläche im Erdgeschoss bedeckt wird. Unter Estrich kann sich eine Heizung, eine Feuchtigkeitssperre oder auch eine Wärmedämmung befinden. Der vielseitige Baustoff kann aber auch direkte Nutzschicht sein, z.B. im Keller oder in einer Lagerhalle.
Fest oder schwimmend – auf die Verbindung kommt es an.
Grundsätzlich werden bei Estrich drei verschiedene Verbindungen zum Untergrund unterschieden: Verbundestrich, Estrich auf Trennlage sowie „schwimmender“ Estrich.
Verbundestrich wird als frischer Mörtel direkt auf eine Betondecke aufgebracht. Dabei ist darauf zu achten, dass keine Hohllagen entstehen und ein durchweg fester Verbund mit dem Untergrund geschaffen wird, um Lasten gleichmäßig zu verteilen. Wenn der Untergrund nicht für einen festen Verbund geeignet ist oder keine hohen Lasten zu kompensieren sind, wird häufig Estrich auf einer Trennlage eingesetzt.
Dies allerdings nur, wenn eine Isolierung von Wärme oder Schall nicht notwendig ist. Die Trennlage besteht aus Abdichtungsbahnen, mit oder ohne Folien aus Kunststoff. Der Boden kann so gegen aufsteigende Feuchtigkeit geschützt werden. Estrich auf einer Dämmschicht wird als „schwimmender“ Estrich bezeichnet. Er liegt beweglich auf einer PE Folie über einer Dämmplatte und ist nicht mit der Wand verbunden. Geeignet für eine Wärmeisolierung oder Trittschallminimierung können unterschiedliche Dämmmaterialien sein.
Schwimmender Estrich ist typisch für den Wohnbereich. Er vereint sich mit den Trennmaterialien und Dämmlagen zu einem Bodensystem, das am besten von einem einzigen Handwerkbetrieb installiert wird.
Art, Herstellung und Ausführung machen den Unterschied.
Estrich wird als „unter Belag“ bezeichnet, wenn zusätzliche Beläge über der Estrichschicht aufgebracht werden. Dies erfolgt in der Regel aus ästhetischen Gründen. Stellt der Estrich direkt die Oberfläche eines Fußbodens, handelt es sich um „Nutzestrich“. Ein „Gefälleestrich“ mit Neigung unterstützt das Ablaufen von Wasser in nassbelasteten Bereichen.
Je nach Herstellung wird zudem nach Baustellenestrich, Fließestrich oder Fertigteileestrich (Trockenestrich) unterschieden: Klassischer Baustellenestrich wird aus Estrichmörtel bzw. unter Verwendung von Trockenmörtel oder Frischmörtel hergestellt. Fließestrich enthält ein Fließmittel und kann selbstnivellierend ausgeführt werden. Eine weitere Art der Herstellung ist das Verlegen vorgefertigter Estrichplatten.
Große Flächen – fugenlos und schnell begehbar.
Calciumsulfatestriche (CA) werden unter Zugabe von Calciumsulfathalbhydrat oder aus wasserfreiem Calciumsulfat hergestellt. In der Reaktion mit Wasser entsteht Calciumsulfatdihydrat – im Volksmund auch „Gips“ genannt. Früher wurde diese Art des Estriches als „Anhydritestrich“ bezeichnet.
CA wird aus Anhydrit, Sand bzw. Kies und Wasser hergestellt. Er kann schon nach ein bis zwei Tagen begangen werden, nach drei bis fünf Tagen ist er bereit für üblichen Baustellenverkehr. Beim Einbau einer Fußbodenheizung ist diese bereits nach sieben Tagen heizbar.
Calciumsulfatestrich reagiert empfindlich auf Feuchtigkeit – in entsprechenden Bereichen muss deshalb mit einer Abdichtung oder Dampfsperre gearbeitet werden.
CA sind spannungsarm, formbeständig, rissefrei und haben ein geringes Schwindmaß. Mit ihnen lassen sich bei einer geeigneten Flächenanordnung bis zu 1000 qm fugenlos bedecken.
Ihre Vorteile
- bis zu 1000 qm große Flächen ohne Fugen
- besonders formbeständig und langlebig
- sehr gute Wärmeleitfähigkeit
Anwendungsbereiche
- grundsätzlich trockene Räumlichkeiten
- gewerbliche Objekte mit elastischen oder textilen Bodenbelägen
- Wohnbereiche
Grundlage aus einem Guss
Gussasphaltestrich (AS) besteht aus Natursand, Kalkstein oder Quarzsandfüller sowie Splitt und Bitumen, einem Nebenprodukt der Erdölproduktion. AS wird auf eine Temperatur von 200 °C bis 240 °C erhitzt und kann als Masse gut am Untergrund verteilt werden. Die Masse ist allerdings nicht pumpfähig, was die Verarbeitung in höheren Stockwerken aufwändig gestaltet.
AS ist in geeigneter Ausführung wasserdampfdiffusionsdicht und wird unabhängig von Witterung und Temperatur verlegt. Er kann bereits nach zwei bis drei Stunden begangen werden, ist innerhalb eines Tages belegreif und bietet guten Trittschallschutz.
Gussasphaltestrich wird zumeist auf einer Trennschicht oder schwimmend verlegt. Auf einer Unterlage aus Asphalt oder Bitumen ist auch ein Verbundestrich möglich.
Ihre Vorteile
- schnelle Belegbarkeit
- gute Schall- und Wärmedämmung
- wasserdicht
Anwendungsbereiche
- Lagerhallen und Industrie
- Wohn- und Gewerbeobjekte (Erdgeschoss)
Die richtige Mischung – das ist die Kunst.
Kunstharzestrich (SR) besteht aus Kunstharzmörtel und einem Bindemittel wie z.B. Epoxidharz (EP) oder Polyurethan (PUR). Durch chemische Reaktion erhärtet die Masse und ist somit hochbelastbar. Die Verlegung erfolgt zumeist als Verbundestrich.
SR kann fugenlos verlegt werden und härtet schnell. Der Estrich ist wasserabweisend, frostbeständig sowie unempfindlich gegenüber den meisten Chemikalien und kann als oberflächenfertiger Nutzbelag eingesetzt werden. Verarbeitende Unternehmen müssen den Baustoff individuell auf den Einsatzort abstimmen und speziell mischen.
Ihre Vorteile
- fugenlose Flächen
- besonders hohe Belastbarkeit
- beständig gegen Wasser, Frost und Chemikalien
Anwendungsbereiche
- Lagerhallen und Industrie
- Labor- und Forschungseinrichtungen
Von Grund auf ökologisch.
Magnesitestrich (MA) besteht aus Magnesit – einem Sedimentgestein aus Magnesium und Kohlenstoff. Dieser reagiert mit Magnesiumchlorid und verfestigt sich zu einer zementartigen Masse. Als Körnung kommen organische Stoffe wie Holzmehl oder Holzstückchen aber auch anorganische Materialien zum Einsatz.
Als Steinholzestrich kann er aufgrund seiner Restelastizität auch direkt auf Holzböden verlegt werden oder kommt auf großen, hochebenen Flächen als Nutzestrich zum Einsatz.
Die Verarbeitung des feuchtigkeitsempfindlichen Magnesitestrichs ist aufwändig. Beim Einbringen des Frischmörtels darf die Temperatur nicht unter 10°C liegen, zudem muss der Estrich zwei Tage lang vor Wärme, Regen oder Zugluft geschützt werden. Bis zur Belegbarkeit vergehen rund drei Wochen.
Ihre Vorteile
- organisch & ökologisch
- auf vielen Untergründen einsetzbar
Anwendungsbereiche
- Sanierung von Altbauten
- ökologische Bauprojekte
- trockene Nutzflächen
Auf die Platte, fertig – los.
Trockenestrich besteht aus fertigen Gips-, Holz- oder Steinplatten, die trocken und meist schwimmend verbaut werden. Eingesetzt wird Fertigteilestrich vorwiegend im Fertigbau und bei Sanierungsmaßnahmen in Altbauten. Hier werden die Platten als Ausgleich unebener Böden oder über alten Dielenböden verlegt.
Trockenestrich lässt sich schnell verlegen, kann direkt begangen werden und ermöglicht eine besonders geringe Höhe der Bodenkonstruktion.
Ihre Vorteile
- keine Trockenzeit
- keine Feuchtigkeitsbelastung
- geringe Konstruktionshöhe
Anwendungsbereiche
- Sanierungsmaßnahmen
- Fertigbau
Vielseitig, beständig – und beliebt.
Zementestrich (CT) ist preiswert und die am häufigsten verlegte Estrichart. CT besteht aus Zement, Sand oder Kies sowie aus eventuellen Zusatzmitteln und Wasser. Das Mischungsverhältnis von Sand zu Zement beträgt etwa 3:1. Mittels eingebrachter Dispersionen kann der Estrich leichter verarbeitet oder zusätzlich verfestigt werden.
CT ist nach der Aushärtung beständig gegenüber Wasser, er kann im Innen- und Außenbereich sowie im Nassbereich verlegt werden. Während des Härtens darf die Temperatur allerdings nicht unter 5 °C sinken.
Zementestrich kann bis zu einer Fläche von max. 40 qm fugenlos verlegt werden. Frühestens nach 3 Tagen ist das Begehen möglich. Bei schwimmenden Estrichen sollten die schweren Belastungen einer Baustelle erst nach 7 Tagen auftreten. Mittels besonderer Zugaben kann der Estrich seine Belegreife bereits nach 3 Tagen erreichen.
Sind organische Bestandteile zu weniger als 5% enthalten, kann Zementstrich in der Entsorgung als normaler Bauschutt behandelt werden.
Ihre Vorteile
- preiswert
- wasserbeständig
- Recycling als Bauschutt
Anwendungsbereiche
- Innen- und Außenbereich
- Gewerbe und Wohnobjekte
Hart im Nehmen.
Hartstoffestrich enthält Stoffe wie Metall, Naturstein oder Siliziumkarbid. Diese werden der Oberfläche beigemischt, um eine verbesserte Abriebfestigkeit zu erreichen. Die Hartstoffschicht erreicht je nach zu erwartender Beanspruchung eine Dicke von 4 bis 15 Millimeter.
Ihre Vorteile
- höhere Abriebfestigkeit
Anwendungsbereiche
- stark beanspruchte Untergründe
Raum für wohlige Wärme.
Heizestrich ist ein schwimmender Estrich, in dem Elemente für eine Raumheizung integriert sind. Dies sind je nach Ausführung Warmwasserrohre, Heizmatten oder Heizkabel. Beim Verlegen von Heizestrich müssen sich Heizungsbauer, Estrichexperten und Fliesenleger eng abstimmen. Erforderlich ist zudem der Einbau von Mess-Stellen zur Überwachung der Temperatur.
Nach dem Verlegen werden Heizestriche zunächst der vollen Heizleistung ausgesetzt, um die Temperaturfähigkeit des Estrichs zu testen. Erst dann werden Fliesen oder Natursteinplatten als Nutzfläche auf den Heizestrich aufgebracht.
Ihre Vorteile
- im Boden integrierte Raumheizung
Anwendungsbereiche
- Wohnobjekte